Das Endspiel
Prolog
1. AKT: VORSPIEL
Anna, Majra und Veit gehen von Straßenseite sprechend zum Ball.
A: Herzlich willkommen hier im Stadion der Träume, heute ist der Tag der Tage, das große Finale! Wir berichten heute live vom Spielfeldrand am Musiktheater. Mein Name ist Anna und neben mir sitzt mein Kollege Veit und unsere Expertin Majra. Veit, wie fühlst du dich jetzt, wo wir im Finale stehen?
V: Es ist ein super Gefühl, die Stimmung im Stadion ist umwerfend und wir sind live dabei – nach all der harten Arbeit: Endlich das große Finale!
A: Lass uns doch zuallererst ein wenig mit unserer Expertin zurückblicken. Was war für dich in den letzten Wochen und Tagen der aufregendste Moment – und wie hat alles begonnen?
M: Alles begann mit einem Anruf von unserer Trainerin Alma Gildenast im letzten Jahr. Sie lud uns zu diesem einmaligen Event ein und die Trainingsphase ging direkt los, mit dem Treffen im Stadt.Bau.Raum, in der Flora, im Hans-Sachs-Haus und im Musiktheater. Die Vorbereitungen liefen nicht immer wie geschmiert, aber ich denke es ist genau diese Menschlichkeit, die meine Kolleg:innen und mich immer weiter zusammengebracht hat, um dieses Kunstwerk schöner als man es sich hätte vorstellen können zu gestalten – und zu vollenden.
A: Das klingt alles nach einer sehr aufregenden schönen Zeit. Was erhoffst du dir, Veit, heute vom letzten Tag?
V: Ich wünsche mir, dass heute alle Spieler:innen auf dem Spielfeld noch mal alles geben und wir uns nach dem Abpfiff noch einmal alle richtig feiern können.
A: Ich sehe gerade, die Spieler:innen laufen auf das Spielfeld. Majra, wie schätzt du heute die Situation auf dem Rasen ein?
M: Ja, man kann die Spannung förmlich greifen. Ich sehe da zum Beispiel Iliya, den Flügelflitzer des 1. FC Traum. Er hat mir im Vorfeld erzählt, wie er das erste Mal im Kabinengang stand, sich das erste Mal die Schuhe gebunden und den Rasen betreten hat. „Wie ängstlich wir um uns blickten,“ sagte er. „Jede noch Einzelspielerin, nirgends ein Team in Sicht. Aber das hat sich komplett gewandelt mit der Zeit.“
A: Vielen Dank für eure Einschätzungen! Und jetzt geht es auch schon los!
Zügig zurück auf Position.
2. AKT: 1. HALBZEIT
Anna, Majra und Veit sprechen von Ausgangsposition.
A: Der Schiri pfeift, der Ball rollt! Jetzt geht es endlich los, das Endspiel! Iva passt vom Anstoßpunkt nach hinten. Den Spielaufbau macht jetzt Izem, die direkt mit einem weitem Pass Derrar ins Spiel bringt, der wird heute die rechte Außenbahn beackern. Derrar köpft zu Chrissy, Chrissy legt ab auf Selen, die aufgerückt ist. Offensichtlich hat Alma Gildenast heute alles auf Angriff gestellt. Der 1. FC Traum drückt. Auf der linken Außenbahn läuft sich gerade Efe frei. Jetzt müsste der Seitenwechsel kommen. Veit, was hältst du von diesem offensiven Beginn des 1. FC Traum?
V: Das hatte ich SO nicht erwartet, aber wenn ich mir das Team vorstelle, haben wir tolle Offensivspieler:innen. Ich bin gespannt, wie sie Ömer und Eda in Szene setzen. Aber es ist ein riskantes Spiel – und natürlich geht das Ganze nur auf, wenn auch die Defensive stimmt. Rosa, Selen und Marcell als Dreierkette müssen das gut absichern, wenn alle anderen nach vorne preschen.
A: Der 1. FC Traum setzt sich in der Hälfte der gegnerischen Mannschaft fest. Iliya kurvt mit dem Ball vor dem gegnerischen Strafraum. Wer ist frei?
Jetzt kommt es darauf an, den richtigen Spielzug zu finden, werden sie LOST DREAMS wählen oder TIPPING POINT, wie können sie die Abwehr knacken? Auf der Trainerbank gestikuliert Pedro Malinowski wild mit dem Taktikboard in Richtung von Izem und Efe, die Spieler:innen halten sich wohl nicht an die abgesprochenen Laufwege.
V: Janina Behlert zeichnet derweil einfach einen neuen Spielzug in die Luft.
M: Aber der finale Pass bleibt aus.
A: Auch Lukas Hermann ist jetzt aufgesprungen, feuert das Team an. Hört ihr was er reinruft?
M: Ich könnte mir vorstellen, dass er das Spiel stärker auf die Außen bringen will. In der Mitte geht nichts.
A: Die gegnerische Mannschaft hat diesen ersten Angriff erfolgreich abgewehrt. Mit einem Befreiungsschlag landet der Ball tief in der Hälfte des 1. FC Traum. Rosa und Selen müssen den Ball vor dem blitzschnellen Stürmer des anderen Teams kriegen.
V: Sie haben den Ball unter Kontrolle.
A: Die Botschafterin Steffi Jones scheint auf einem Papier Tipps zu notieren, um es Alma Gildenast zukommen zu lassen.
M: Während die hier langsam wieder das Spiel aufbauen muss ich mal fragen. Riecht ihr das auch?
A: Ein laues Lüftchen weht durchs Stadion, Pommesduft legt sich über den Willi-Müller-Platz vor dem Musiktheater.
V: Ich habe auch bald Hunger, zum Glück ist bald Halbzeitpause.
A: Veit, schau mal da zu Eda! Was für ein Dribbling. Wie sie jetzt ihre Gegenspielerin aussteigen lässt. Gerade beim Aufwärmen sah es noch so aus, als würde sie heute nicht ihr bestes Spiel abliefern, aber jetzt dreht sie komplett auf.
M: Die Gegenspieler fliegen heran – aber Eda ist zu flink.
V: Und das Zusammenspiel mit den anderen auf dem Flügel, ein Traum!
A: Apropos Traum, habe ich euch von meinem letzten Traum erzählt?
Tim geht langsam von der Showtreppe aufs Spielfeld, nimmt sich den Ball.
TIM für ANNA
Ich war auf so einer einsamen Insel. Weißer Sandstrand, Meeresrauschen, ihr kennt das! Aaaaber: Statt Palmen wuchsen da übergroße Lilien, die in allen Farben schimmerten: Blau, Rot, Gelb, Grün, Lila – könnt ihr euch nicht vorstellen, als würde da ein Regenbogen aus der Erde wachsen. Und ab und zu fiel so ne fette Blütenpolle von so ner Regenbogenlilie und sobald sie auf dem Boden aufplatzte, wuchs ne neue baumhohe Lilie da raus. Ziemlich freaky! Das war so n Regenbogenfarbenes Lilienpalmen-Ökosystem.
Und im Schatten von so ner Lilie lag die Cate Blanchett mit einem weißen Kaninchen auf einem Strandtuch. Jetzt könnste denken: einsame Insel, wenig Nahrung, hastenichgesehen, die hat das Kaninchen gejagt und grillt das später lecker am Strand. Aber nix da, die hatte so ne Polle in der Hand und schlürfte die mit zwei Strohhalmen gemeinsam mit dem Kaninchen aus. Und daaaann hat mich das weiße Kaninchen rangewunken. Komm setz dich dazu, sagte das Kaninchen. Wir haben genug Pollencocktails für alle. Wir teilen hier alles, sagte dann auch die Cate Blanchett. Ball aufnehmen. So stelle ich mir das Paradies vor: Alle kriegen nen Pollencocktail, egal ob du ein weißes Kaninchen, Cate Blanchett oder Fußballmoderatorin bist, so wie ich, alle sitzen gemeinsam am Strand, keiner versucht dem anderen Strand für die eigene Villa wegzubaggern, für alle ist genug Sonne da und Schatten gibts auch und…
V: Ääääh, Anna, ich glaube du schweifst ab!
Tim lässt den Ball fallen und rennt davon.
Schau jetzt, ein vielversprechender Angriff aus der eigenen Hälfte, Rosa auf Selen. Selen lässt auf Efe klatschen.
M: Der den Ball annimmt und mit einem Übersteiger am Gegner vorbei geht.
V: Ein kurzer Ball auf Derrar, Derrar geht ein paar Meter und spielt auf Eda, die läuft über die Außenseite.
M: Der Flügelspieler des 1 FC Traums steht nun alleine in der Mitte frei.
V: Eda spielt den hohen Ball, Iliya hält den Kopf hin und nagelt den Ball unter die Latte.
K: Tor! TOR! TOR!
V: Tor vom Flügelflitzer Iliya, ein traumhafter Angriff der genzen Manschaft. Mit einem Quäntchen Glück zum Torerfolg.
A: In ihrer Coachingzone steht Alma Gildenast, fokussiert auf das Spiel verfolgt sie die Spieler:innen. Ihr Plan geht wie immer auf.
3. Akt Halbzeitpause
Anna geht sprechend alleine aufs Spielfeld. Karl geht aus dem Fanblock zum Spielrand.
A: Der Schiri pfeift die 1. Halbzeit ab, alle können kurz einmal durchschnaufen. Nutzen wir doch die Gelegenheit und gucken wie die Stimmung bei den Fans ist.
Die Fans sind auf jeden Fall schon überzeugt. Eine Laola-Welle rollt durchs Stadion.
Dort drüben bei den Fans sehe ich den Capo. Karl, wie gehts dir heute beim allerletzten Spiel, beim großem Finale?
Karl und Sophia stehen gut sichtbar am Spielfeldrand mit Mikro.
Anna passt den Ball auf Karl.
K: Hömma, Anna. Allet Schöne is ja von kurzer Dauer, oder wat?! Ich kannet nich glauben, dass et allet bald endet. Ich bin auch sogar traurig, denn alle diese Menschen liegen mir am Herzen, oder wat?! Und et wird ungewöhnlich sein, sie nicht mehr fast jeden Tag zu sehen. Ich bin sehr froh dat ich hier bin und ich werde mich an das alles immer erinnern. Leute ich glaube wir haben das echt toll gemacht! Und ich habe immer noch ein Ohrwurm von unserem Lied…
Sophia nimmt Karl den Ball ab und geht singend zur Spielfeldmitte. Karl geht zurück.
MARLENE UND SOPHIA
….Dadaddadadaaaaa GELSENKIRCHEN dadaddadadaddadaa GELSENKIRCHENdadadadadadaddada
GELSENKIRCHENdadadadadadadaaAAAAaaaA GELSENKIRCHEN Die Fans steigen mit ein.
A: Die Stimmung hört sich richtig gut an.
Lassen wir mal den Blick durchs Rund schweifen…oh und ich glaube es geht weiter!
Sophia und Anna rennen erschreckt vom Platz.
4. AKT: 2. HALBZEIT
A: Der Schiedsrichter pfeift die 2. Halbzeit an.
Aaaaah und und auf der VIP-Tribüne erspähe ich auch die Oberbürgermeisterin Karin Welge, der Fanschal liegt lässig um den Hals bei den Temperaturen. Daneben die Sportvorstände, Anne Heselhaus und Andrea Lamest mit der Teammanagerin Claudia Keuchel ins Gesprächs vertieft. Analysieren sie die Taktik der Trainerin? Ohne Frage hat Claudia Keuchel zusammen mit Alma Gildenast das Team wahnsinnig nach Vorne gebracht. Der Erfolg jetzt ist auch den klugen Entscheidungen im Hintergrund zu verdanken. Ganz außen sitzt der Architekt des Stadions der Träume, Hans-Walter Müller, er nimmt kaum die Kamera aus der Hand und fotografiert jeden Spielzug. Und darunter das gesamte Trainerteam, dass permanent um die Startelf wirbelt, die Assistenztrainer:innen, die Standardtrainerin, der Torwarttrainer, Physiotherapeut:innen, der Athletiktrainer, die Ernäherungsberaterin, der Psychologe, die Zeugwartin. Wie viele Menschen man für ein erfolgreiches Turnier braucht!
K: Mach ihn!
A: Siehst du diesen Chipball hinter die Abwehr? Einfach aus dem Fußgelenk! Welche Schönheit liegt in diesem Chipball über 20 Metern.
M: In diesem Spiel haben wir uns immer wieder mit der Schönheit auseinandergesetzt. Schönheit gesucht und manchmal gefunden vor allem die Schönheit, die im gemeinsamen Machen liegt. Wir haben uns die Bälle zugespielt.
A: Aber Pässe muss man auch annehmen können. Das haben wir auch gelernt.
V: Iliya nimmt den Chipball gekonnt an und läuft nun in Richtung Eckfahne. Er flankt.
A: Der Torwart der gegnerischen Mannschaft greift den Ball aus der Luft und leitet mit einem schnellen Ball auf außen ein Konter ein.
V: Der 1. FC Traum scheint mit dem schnellen Umschalten der Gegner überfordert und findet nicht schnell genug in die Formation zurück.
M: Das gegnerische Mittelfeld treibt den Ball nun schnell mit gekonntem Tikki Takka über die Mittellinie.
K: Das war nichts! Ball gespielt.
A: Iva ist herangeeilt um in einem letzten Versuch den gegnerischen Angriff zu beenden und bringt den gegnerischen Stürmer zu Fall.
M: Das ist auf jeden Fall eine sehr gefährliche Freistoßposition.
A: Claudia Keuchel auf der Tribüne ist ganz aufgebracht.
V: Der Freistoßexperte des gegnerischen Teams legt sich den Ball zurecht, geht zwei Schritte zurück und schießt.
A: Da ist ja niemand im Tor!
V: Aus der Ehrenloge hört man die Botschafterin Steffi Jones rufen!
M: Jannis muss sie gehört haben. Er springt über die Absperrung und kommt aus der Nordkurve gerannt.
V: Wo hat der jetzt die Torwarthandschuhe her?
M: Der Ball knallt mit voller Wucht gegen das Lattenkreuz und fällt von dort direkt in Jannis‘ Hände.
A: Weiter Abschlag von Jannis. Und der Ball kommt bei Iva an. Toll, diese Ballannahme und weiter gehts.
V: Seht ihr diesen tollen Pass von Iva in die Spitze! Wow, fast hätte Izem direkt das zweite Tor erzielt!
Die Menge tost, bei diesem großartigen Angriff. Kein Wunder!
A: Sie glauben nicht, was jetzt gerade passiert ist!
V: Auf dem Spielfeld ist gerade ein Blitz eingeschlagen.
A: Also, es hat ja schon die ganze Zeit gedonnert…
M: … aber jetzt brennt es im Mittelkreis.
A: Von unserer Kommentator:innenkabine ist das schlecht zu erkennen, aber ich glaube: Es regnet rote Hocker!
Sophia, Karl, Kleine Anna und Tim laufen mit Hockern auf Spielfeld, schmeißen die Hocker auf den Rasen und rennen davon.
Rote Hocker, die direkt aus dem Himmel fallen! Das können Sie sich nicht vorstellen!
Rosa dribbelt nach vorn, wie ein Tiger springt sie mit dem Ball am Fuß durch den den brennenden Mittelkreis!
V: Der Schiri muss das Spiel unterbrechen!
A: Ich sehe den Schiri nicht mehr…
M: Der 1. FC Traum kontert im eigenen Stadion, was für ein wundervoller Pass von Efe in die Tiefe…
A: Und Ömer läuft! Aber da kommt die gegnerische Nummer Zehn mit einer alptraumhaften Grätsche.
K: Foul. Schiri, der hat schon Gelb!
V: Das war eine miese Grätsche!
A: Hier gibt es jetzt einen Freistoß, aber keiner weiß, wer das Foul gepfiffen hat…
V: Schnell ausgeführter Freistoß von Marcell. Ein langer Pass in den freien Raum…
A: Izem erreicht den Ball und hebt ihn ganz sanft über den gegnerischen Torwart…
V: TOR! 2:0 für den 1. FC Traum.
A: Auf der Gegengerade jubeln Sophie, Melek, Zoé, Belkis, Marlene und Jonathan die ganze Traumband ist am Start!
M: Und irgendwas liegt ganz offenbar immer noch in der Luft, die noch in diesem Volumen ist. Das Stadion mag vielleicht gerade leerer werden, aber ganz verschwinden wird es offenbar nicht.
A: Ein Spiel, nein, das Spiel neigt sich nun dem Ende zu, doch die Erinnerungen werden bleiben. Es war ein schönes Spiel, der schönste „Fussball“ den wir je gesehen haben.
VEIT & MAJRA & ANNA:
Aus! Aus! Das Spiel ist aus!
Startelf, Traumband, alle Kinder rennen auf den Rasen, jubeln!
A: Der 1. FC Traum ist Meister der Träume!
Alle Dämme sind gebrochen! Das Spielfeld wird von den Fans gestürmt!
Majra schnappt sich das Mikro und spricht vom Rasen aus
M: Gelsenkirchen. Ein Sommermärchen!
V: Das Wunder von Gelsenkirchen!